Ab wann kann man von einer ''Handlung'' sprechen?
Um herauszufinden, wann eine Aussage zur Handlung auffordert und wann nicht, haben wir uns drei Beispielsätze angeschaut und diese besprochen:
1. ''Tötet die Ungläubigen''
2. ''Kannst du mir ein Glas Wasser holen?''
3. ''Lügenpresse, auf die Fresse''
Der erste Satz bezieht sich auf den Koran und die daraus interpretierte Botschaft, man solle diejenigen töten, die nicht den Glauben des Islam teilen.
B: Es ist eine klare Aufforderung zur Handlung.
N: Es gibt hierzu zwei Arten von Menschen: Die Leute, die so abstrus im Kopf sind und dieser Aufforderung folgen und somit danach handeln - und die Leute mit gesundem Menschenverstand, die der Aufforderung nicht folgen.
Aber dadurch, dass eine gewisse Verpflichtung mit diesem Satz verbunden ist, fühlen sich auch die Leute, besonders die betroffenen Muslime, verpflichtet.
A: Es wird der Imperativ verwendet, die Aussage ist demnach sehr direkt.
S: Man kann diese Aussage nicht mit dem tatsächlichen ''Handeln'' gleichsetzen, aber es ist trotzdem etwas Ähnliches wie das Handeln.
=> Juristisch gesehen ist diese Aussage eine klare Anstiftung.
Der zweite Satz ist eine einfache und alltägliche Frage.
A: Die Sätze 1 und 2 unterscheiden sich stark, wir sollten sie nicht betrachten als wären sie sich ähnlich, denn in der ersten Aussage liegt eine viel größere Bedeutung.
M: Man könnte durchaus auch behaupten, dass der zweite Satz von Bedeutung ist. Was wenn ihn eine Mutter äußert, die sich das Wasser nicht selbst holen kann, weil sie verletzt ist und beispielsweise ihr Kind darum bittet?
=> Es existiert ein Sprache-Handlungs-Kontinuum: Dies ist ein Element, das durch den sprachlich artikulierten Wunsch ausgelöst wird. Zwischen der gestellten Frage bei unserem Beispiel und dem Zeitpunkt, an dem das Glas Wasser in die Hand des Fragenden gelangt, ist ein ''Leerraum'' - was passiert hier also?
Der dritte Satz ist eine gewissermaßen aktuelle Phrase der Gruppe ''PEGIDA'', welche gerne benutzt wird, um die Unzufriedenheit der Mitglieder in Verbindung mit der Presse und den Medien auszudrücken.
A: Der Inhalt entspricht nicht der Handlung, da sie ja nicht wirklich ständig Pressemitglieder verprügeln.
N: Es ist eine Handlungsanweisung, ähnlich wie mit dem ersten Satz.
A: Der erste Satz ist eher eine Art Rezept: Der Koran benutzt gehobenere Sprache als PEGIDA.
N: Der Satz wird aber auch durchaus während Handlungen benutzt. Während man tatsächlich Leute schlägt und der Aussage folgt.
=> Zurück zu unserem Sprache-Handlungs-Kontinuum, haben wir uns hier den ''Zwischenraum'' damit gefüllt, dass hier etwas in den Köpfen der Menschen geschieht - oder auch nicht.
Sprachlicher Ausdruck => Subjekt => Handlung
=> In diesem Kontinuum könnte:
1. Nichts geschehen und der Aufforderung einfach Folge geleistet werden
2. Eine Überlegung erfolgen und die Aufforderung abgelehnt, beziehungsweise ihr zugestimmt werden
Kein Philosophieren ohne Sprache
Wir bekamen Blätter mit vielen unterschiedlichen Verben, die Sprechakte bezeichnen. Beispiele: Klassifizieren, benennen, ausschließen, auffordern, wiederholen..
Nun sollten wir uns welche rauspicken und entscheiden, wie sie im Hinblick auf einen ''Idioten'' und einen ''Intelligenten'' zu bewerten sind.
A: Jedes Wort kann für beide gleichermaßen gelten.
=> Die Philosophie besagt, dass zwischen sprachlichem Ausdruck und dem Ende, der Lösung, etwas sein muss.
H: Manche Lehrer aber erwarten einen gewissen Leerraum zwischen ihrer Aufforderung und der Ausführung dieser, doch man hat in der Regel immer einen Entscheidungsfreiraum. Egal was uns gesagt wird - wir dürfen es hinterfragen.
Weitere Fragen zum Ende der Stunde: Was ist eine Handlung überhaupt? Wer ist verantwortlich für die Ausführung einer Handlung?
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