Dienstag, 14. April 2015

Protokoll 06.03.2015 - Thema: Der Schmetterlingstraum; Descartes' Gewissheit & Nietzsches Ungewissheit

Zhuangzi & Descartes


Unser Lehrer legte zu Anfang der Stunde eine Folie mit einem Bild auf, auf dem wir etwas undeutlich einen Schmetterling und einen Mann erkennen konnten, die auf eine seltsame Art in Verbindung standen.
Er wollte damit an eine sehr alte Geschichte vom chinesischen Philosophen Zhuangzi anknüpfen, die sich mit der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit auseinandersetzt:



„Einst träumte Zhuang Zhou, dass er ein Schmetterling sei, ein flatternder Schmetterling, der sich wohl und glücklich fühlte und nichts wusste von Zhuang Zhou. Plötzlich wachte er auf: da war er wieder wirklich und wahrhaftig Zhuang Zhou. Nun weiß ich nicht, ob Zhuang Zhou geträumt hatte, dass er ein Schmetterling sei, oder ob der Schmetterling geträumt hat, dass er Zhuang Zhou sei, obwohl doch zwischen Zhuang Zhou und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist. So ist es mit der Wandlung der Dinge.”

Wir sprachen über die interessante Vorstellung, auch während unserem scheinbaren realen Leben, nur am Träumen zu sein und sprangen dann zurück zu Descartes' Meditation, die wir in der letzten Stunde angefangen hatten zu lesen.
Nach einer kurzen Wiederholung wurde uns die 2. Meditation ausgeteilt, die wir gemeinsam durcharbeiteten, um die zentralen Thesen herauszufiltern.

Uns fielen einige Textstellen besonders ins Auge:

Z. 28 - 31: ''Ich nehme also an, alles, was ich wahrnehme, sei falsch; ich glaube, dass nichts von alledem jemals existiert habe, was mir mein trügerisches Gedächtnis vorführt.''

-> Dieser Satz bildet eine ''Dammthese'' ohne einen Wahrheitsanspruch, die Descartes für seine folgende Argumentation nutzt, um seine Gedanken fortführen zu können.

Z. 39 - 42: ''Gibt es nicht vielleicht einen Gott, oder ich denjenigen sonst nennen soll, der mir diese Gedanken einflößt?''

-> Hier greift Descartes wieder die Idee eines allmächtigen Gottes auf, der uns und unsere Gedanken lenkt oder sie beeinflusst, was für eine Determination des Menschen spricht.

Z. 64 - 68: ''Nachdem ich so alles genug und übergenug erwogen habe, muss ich schließlich festhalten, dass der Satz ,,Ich bin, Ich existiere'', sooft ich ihn ausspreche oder im Geiste auffasse, notwendig wahr sei.''

-> Dies bildet die Schlussfolgerung seiner Gedanken: das berühmte ''Cogito, ergo sum'' (= Ich denke, also bin ich.), mit dem sich danach viele weitere Philosophen auseinandersetzten und dessen Gewissheit sich bis heute noch nicht gefestigt hat.


Nietzsches Widerlegung

Nietzsche war von Descartes Argumentation nicht recht überzeugt und schrieb in seinem Nachlass 1884 - 1885, warum die Gewissheit im Satz Cogito, ergo sum seiner Ansicht nach nicht gegeben ist.

'' In jenem berühmten cogito steckt 1) es denkt 2) und ich glaube, dass ich es bin, der da denkt, 3) aber auch angenommen, dass dieser zweite Punkt in der Schwebe bliebe, als Sache des Glaubens, so enthält auch jenes erste ''es denkt'' noch einen Glauben: nämlich, dass ''denken'' eine Tätigkeit sei, zu der ein Subjekt, zum mindesten ein ''es'' gedacht werden müsse - und weiter bedeutet das ergo sum nichts.''

-> Kurz gesagt, sieht er in den Worten keine Sicherheit, sondern nur eine Vermutung oder einen Glauben an das denkende Ich, aber keinesfalls ein sicheres Wissen. 

2 Kommentare:

  1. Sehr schön ;D. Da wissen wir ja jetzt wo wir vor der Arbeit nachschauen können :D

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